Latein ist eine fusionale Sprache, dh. vollständige Formen werden aus Teilen zusammgesetzt (anders als viele andere Indogermanisch-Abkömmlinge, bei denen die Änderung des Stammes, also eine Veränderung im Inneren, große Mode war und ist).

Das ist deshalb wichtig, weil der Sinn von Satzelementen in indoeuropäischen Sprachen durch den Fall ausgedrückt wird, dh. ändert sich der Fall, ändert sich auch der Sinn.
Latein baut also Formen zusammen, und zwar folgendermaßen: Vorsilbe - Stamm - Nachsilbe (= Präfix - Stamm - Postfix)
In der Regel können uns die Präfixe praktisch egal sein.

Deklinierbar sind dabei alle Wortarten, die in Satz die Funktion eines Nomen ausüben können bzw. einem Nomen zugehören können (und also deswegen deklinierbar sind). 
Das sind:

Nomen (inkl. dekl. Infinitv = Gerundium)
Adjektiv (inkl Verbaladjektive: Partizip, Gerundiv)
Numerale (bis auf ein paar adjektivische indefinite)
Pronomen

Dabei gibt's im groben 3 Grundtypen, die in verschiedenen Abwandlungen existieren:

o/a Deklination: ursprgl für Männer/Frauen/Kinder, also Personen
Konsonantische D.: ursprgl. wohl f. Gegenstände, dh. keine formale Unterscheidung der (grammatikalischen) Geschlechter
Pronominale D.: ursprgl. für nicht-personenbezogen Pronomina, Zahlen und ähnlich Abstraktes, wie zB jeder oder alle

Formal:

Es gibt 6 Fälle, deren Verwendung in der Casuslehre genauer ausgeführt ist. Die Grundfunktionen sind aber ganz grob:
1.F. = Nominativ: Der Handelnde eines Prädikats; NICHT, wenn die Handlung kein Prädikat ist - dann ist das der Akk
2.F = Genitv: drückt Zugehörigkeit zu etwas aus, zB Besitz
3.F. = Dativ: Markiert den Empfänger, oder (mit Präpositionen Standort [wo] und Herkunft [woher])
4.F = Akkusativ: Bei transitiven Handlungen markierts das (passive) Objekt dieser Handlung.
5.F = Vokativ: Wird verwendet um jemanden/etwas anzusprechen
6.F. = Ablativ: Bezeichnet Ergänzungen, erklärt also irgendwie (nicht genau definiert), das Prädikat des Satzes näher. Wir verwenden dafür präpositionale oder adverbiale Ergänzungen.

 Bei fast allen Deklinationen gibt's Singular und Plural (also Einzahl und Mehrzahl), aber nicht bei allen Worten.

Formen:

Grundsystem: O/A/Konsonantisch

  O-Deklination (m.) A-Dekl (f.) O-Dekl. (n.)  Konsonantische Dekl.
  Sg Pl Sg. Pl. Sg. Pl.  Sg  Pl
  discipulus discipuli  femina  feminae  templum  templa  consuls1  consules
2.F discipuli discipulorum  feminae  feminarum  templi  templorum  consulis  consulum
3.F discipulo discipulis  feminae  feminis  templo  templis  consuli  consulibus
4.F discipulum discipulos  feminam  feminas  templum  templa  consulem  consules
5.F discipule discipuli  femina  feminae  templum  templa  consul  consules
6.F discipulo discipulis  femina  feminis  templo  templis  consule  consulibus

Anmerkungen dazu: Unterstrichenes ist besonders (dh. falsch :) )

1.: consuls: das ist die ursprüngliche Form. Das -s ist weils bescheiden klingt weggefallen, dh. jetzt heissts in Wirklichkeit: consul. Das -s ist aber wichtig fürs Verständnis der abgeleiteten Deklinationen

2.: Akkusativ Sg.: -um, -am, -em: der Akkusativmarker ist also m. Der Vokal davor ist fast (nicht ganz) ein Bindevokal. Also nicht überbewerten. Wichtig ist das zum Vergleich mit dem Genitiv Pl: -orum, -arum, -um, -uum usw., wo der Vokal u sehr wohl Teil des Markers ist. Dh. beim Gen.Pl. hab ich immer -um, beim Akk nicht unbedingt, wenn der Stamm auf einen Vokal endet. Bsp. Navis (Schiff): Stamm = navi; Akk: navi-m (später zu navem verändert), aber nie navi-em; GenPl: navi-um (das ist immer so)

Abgeleitete* Deklinationen

  I - Dekl E-Dekl U-Dekl.  Konsonantische Dekl.
  Sg Pl Sg. Pl. Sg. Pl.  Sg  Pl
1.F navi-s discipuli  femina  feminae  templum  templa  consuls1 > consul  consules
2.F navi-is > navs** discipulorum  feminae  feminarum  templi  templorum  consulis  consulum
3.F navi-i > nav-î discipulis  feminae  feminis  templo  templis  consuli  consulibus
4.F navi-m > navi-m discipulos  feminam  feminas  templum  templa  consulem  consules
5.F navi-s discipuli  femina  feminae  templum  templa  consul  consules
6.F navi-ê > nav-ê discipulis  femina  feminis  templo  templis  consule  consulibus

 * Die nenn nur ich so; **: î: Sollte ein langes i sein (hab hier keines mit - als Längenzeichen)

Nota: "navi-is > navs" heißt: links Ausgangsform, rechts das, was draus geworden ist, also die tatsächliche Form

Das bedeutet:
i, e, u und konsonantische Deklination sind eigentlich dieselbe. Der Unterschied ist lediglich, was zwischen dem Endungsvokal und dem Endvokal des Stammes passiert.

Entsprechend spannend ist damit auch, ob der Vokal, der dabei rauskommt, lang oder kurz ist, weil uns das Aufschluss gibt, welcher Fall (und welcher Fall nicht) eine Form sein kann.
Daher: Von vornherein Betonungen mitlernen (wegen der Paenultima-Regel wissen wir daraus, was lang und kurz ist) - spart viel Zeit und Aufwand.

 

To be continued (next: Pronominale Deklination)